Press

Critics, writings about the show:

Críticas, escritos sobre la obra:

 

Introduction for the booklet of the script-score of NEW (just in german):

Verwobene Verweise

Susanne Foellmer

Die Situation erinnert an die Anfangsphase im Proberaum. Idee und Konzept stehen, nun gilt es, das Vorgedachte, Überlegte, Inspirierte in darstellende Bewegungen zu übertragen. Da wir uns im zeitgenössischen Tanz befinden, können die Referenzen, die begleitenden, gewussten, erinnerten Ästhetiken, die typischen Bewegungspattern, klassisch gewordenen choreographischen Sequenzen und mitunter ikonischen Szenen, die das eigene Tun umgeben, nicht ausgeblendet werden. Wir sind im Netz des zeitgenössischen Tanzes verflochten: Diskurse verpflichten und wiederholen ist verboten. Gilt es doch, ‚Innovatives‘ zu schaffen, eigene Ansätze durchzusetzen, am Bühnenreigen der Veranstalter/innen und Produktionsorte teil zu haben.

Boris Groys bemerkt, dass das Neue in der Postmoderne eine Transformation erfahren habe. Durchweg Projekt einer vergangenen Moderne, gehe es nun nicht mehr um das Schaffen von Originalen, sondern um Originalität. Neu ist, was in der Zusammenschau des zuvor Gewussten und bereits Vorhandenen so noch nicht gezeigt worden ist. Kombinatorik und Sampling sind Ausdrucksformen des postmodernen Performativen und Gedächtniskonserve zugleich.

Wie geht nun der tanzästhetische und besonders von Produzent/innen beförderte Wunsch nach Originalität im Sinne eines so-noch-nicht-Dagewesenen, eines sich-immer-neu-Entwerfens mit der Ökonomie einer Unmöglichkeit des Neuen zusammen? New stellt sich diesem Paradox, indem es sich dem Innovationsbedürfnis schlicht verweigert und ein Szenario der Selbstzensur entwirft: Ein ungebetener Gast, der bisweilen schon da ist, wenn das kreative Tun sich gerade erst entfaltet. Die vorgeschlagenen Szenenentwürfe, Auftrittsoptionen, Bewegungsansätze und -muster werden, kaum angedeutet, im Keim erstickt: Nichts Neues in der Arena der choreographischen Experimente und damit nicht präsentationswürdig. Das Erkennen und sofortige Denunzieren einer angeblich neuen Idee gerät bald zu einem Spiel der Selbstüberbietung im Wettbewerb um das meist Gesehene und provoziert auch die Seherfahrungen des Publikums: Ein bauchpinselndes Erlebnis, wenn man sich dabei ertappt, was man alles wiedererkennt oder wiederzuerkennen glaubt.

In diesem zitathaften Geflecht der Bezüge und Assoziationen transformiert sich das Geschehen auf der Bühne jedoch allmählich: Das Wandern durch die erinnerten Stückfragmente wird zu einem Museumsbesuch der eigenen Rezeptionserfahrung der Performer/innen und entfaltet ein geradezu historiographisches Gewebe der jüngsten, oft Berliner Tanz‚geschichte‘. Ein verkörpertes choreographisches Gedächtnis, das in der Kopräsenz der Aufführung, im Andeuten und nachvollziehenden Imaginieren ein performatives Archiv bildet, das Darstellende und Zuschauende gemeinsam hervorbringen und für die Dauer eines Tanzabends miteinander teilen.

 

NEW en el FIDCU, Festival internacional de danza contemporánea del Uruguay edición 2013:
Escrito por la Fanzine “Amor en Uruguay”:

Enlace de la Página de la Fanzine: http://amorenuruguay.wordpress.com

NEW: http://amorenuruguay.files.wordpress.com/2013/05/amor-en-uruguay-3-7.pdf